Thursday, August 30, 2007

Konzertreview

Texas Terri im Kellerclub in Stuttgart.






Sehr schön, die im kulturellen und ästhetischen Bereich radikale Texas Terri hat mal wieder ihr bombastisches Selbstbewusstsein zur Schau gestellt und die buntgemischte Crowd mit gegrölten Sprüchen wie " I ´ll bring you to the top, to top, to the top, to the toooooooooooop " heißgekocht. Texas Terri steht auf freie Liebe und scheinbar auch auf Genderfuck und propagiert dies auch mit provokanten Aussagen wie (in etwa): " without free love you are like a slave!". Das soll nicht bedeuten, dass Frauen nicht auf mehrere Beziehungen gleichzeitig stünden, Polygamie ist dennoch ein Wunsch, der fälschlicherweise dennoch öfters von Männern erwartet wird--oder, den sich Frauen tendenziell selber nicht eingestehen können. Jedenfalls bietet sie eine echt kernige Show und im Publikum befinden sich auch, nach meinen Erfahrungen, nicht gerade die gutbürgerlichsten Leute. Die KonzertgängerInnen waren sehr aktiv mit am pogen, saufen, krächzen und schreien (kurz: Feiern) und hattem nicht, wie viele Leute im Schocken am selbigen Abend, eine Kinogängermentalität( passiver Konsum). Mir hat die Stimmung jedenfalls sehr gut gefallen und die Tatsache, dass das Kellerclub einfach nur minimalistisch eingerichtet ist hat auf mich sehr befreiend gewirkt.
Vielleicht ist an Feng Shui doch was dran und die Raumausstattung wirk entweder wie Imagineering, oder lässt eben mehr Spielraum für ein persönliches Empfinden.
Ich hatte den Eindruck, als könne die Band durch die Abwesendheit von aufwändigem und schnörkeligem Design ihren eigenen Stil sehr viel besser zur Geltung bringen.

Es hat sich jedenfalls sehr gelohnt, auf das Konzert zu gehen.

The Gossip im Schocken:









"Milch und Fleisch, Fleisch und Milch, Stuttgart besteht aus Fleisch und Milch"

Live sind The Gossip wesentlich punkiger als auf Platte. Erstens grölt Beth auf der Bühne, zweitens war sie ganz entgegen meiner Erwartungen heiser, drittens schwitzt sie ihre nicht sehr auffälligen Klamotten pietsche patsche nass und kümmert sich nicht drum. Darüber hinaus, zieht die Fronfrau die Aufmerksamkeit des Publikums magisch auf sich und sie nimmt, wie als wäre das ganz selbstverständlich, beinahe das gesamte Bühnenbild für sich ein. Sie hat keine herablassenden Starattitüden, was man ganz eindeutig daran erkennen kann, dass sie auch mal von der Bühne heruntersteigt. Sie hält sich in der Regel auch nicht mit Danksagungen zurück: "Thanks for making my life so wonderful!", ist Teil des Programms. Eigentlich ist mir erst gegen Ende des Konzerts aufgefallen, dass ich die Schlagzeugerin nicht wahrgenommen habe. Von Beths Stimmgewalt und ihrer Schlagfertigkeit, die sie in ihre etwas zynisch bis stoffeligen Art ausdrückt, war ich sehr beeindruckt. Das Publikum fand ich allerdings etwas zu passiv, es waren auch in erster Linie schick, nobel und moderat wirkende Leute da. Vielleicht rächt sich das nun, dass die Platte eben doch sehr eingängig ausgefallen ist und eigentlich keine musikalische Brüche vorkommen. Ich hatte manchmal den Eindruck, ich sei auf einer Ausstellung gelandet bzw. im Kino und als hätte das Publikum nichts mit der Stimmung zu tun; das mag allerdings an der eher gemäßigteren Vorband gelegen haben, die zusätzlich auch keinem Popanspruch gerecht wird. Irgendwann waren die Konzertgänger doch aufgewärmter, nur leider gab es wenig Raum zum austoben. Ein Encore gab es auf Drängen des Pulikums hin schon, allerdings wurde die Beths Stimme immer dünner. Minuspunkte gebe ich dem Schocken dafür, dass die Location erstens einfach unagenehmen voll war und zweitens die Heizkörper, ohne ersichtlichen Grund, voll aufgedreht waren und die Fenster, im ersten Stock, sperrangelweit geöffnet standen.

The Gossip sind live einfach toll, die äußeren Umstände waren allerdings suboptimal und haben einen bitteren Beigeschmack hinterlassen.

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